Vorweg: Wieso zahle ich €2199 für einen Drahtesel und habe kein schlechtes Gewissen? Ich fahre täglich damit in die Arbeit, 18km hin zurück auch. Bei jedem Wetter. Und davor habe ich das mit einem umgebauten Rennrad gemacht (mit 3-Gang-Nabe). Das Problem war, dass ich oft einen Platten hatte. 20mm schmale Reifen vertragen sich nicht mit den Münchner Bordsteinen und als ich in einer Woche 3 Platten hatte, war eine Entscheidung fällig. Das Gute vorweg: Ich fahre seit 4000km ohne Platten. Das hat schon mal funktioniert.
Das T900 ist eines dieser Räder, mit denen man sowohl durch die Stadt wie um die Welt fahren könnte. VSF klassifiziert es als Trekking-Rad. Leicht ist es nicht, offiziell 15.1kg. Ein Kilo mehr oder weniger war mir nicht wichtig. Was hilft es, wenn man 2 Minuten einspart und einem das filigrane Rad kaputt geht und dann 20 Minuten mit reparieren zubringt.

Der Rahmen

Macht mehr als einen stabilen Eindruck. Stahl, Chrom-Moly, sollte auch nicht so schnell davon rosten (so ist mein vorletztes Rad gestorben, durchgerostet).

Details wie Zugführungen, und vor allem das Tretlager zeigen, dass sich VSF wirklich Mühe gab. Ich habe eine Weile gebraucht, um zu verstehen, was dieses Exzenter-Tretlager soll.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hab ich es verstanden: Durch Verlagerung des Mittelpunkts des Tretlagers kann man die Kette spannen – ohne das Hinterrad zu lockern. Spätestens hier war ich angefixt: Denn wer eine Nabenschaltung fährt weiß: Die Kette muss man regelmäßig spannen (fehlt ja der Umwerfer) und das Hinterrad rutscht auch gern mal vor, wenn man kräftig reintritt.

Spannen muss man die Kette immer noch. Aber man muss dafür nur zwei Inbusschrauben lösen und das Tretlager entsprechend drehen, Kette spannen, fertig. Die Alternative gibt es von Rohloff auch: Ein Kettenspanner. Der verträgt sich jedoch nicht mit dem Chainglide Kettenschutz.

Die Komponenten

Schaltung: Das wichtigste ist für viele (mir eingeschlossen) die Rohloff 14 Gang Speedhub. Allein die kostet schon um die €1000. Da ist das Rad an sich doch gar nicht so teuer, oder?

In dieser Version mit der externen Schaltansteuerung, die Ansteuerung des Schaltzugs lässt sich mit einer Rändelschraube lösen. Dadurch ist der Radaus- und Einbau schnell erledigt und ein Einstellen des Seilzugs benötigt es auch nicht.

Ich bin ein Nabenfan, da sie auch bei Eis und Schnee funktionieren. Auch Schmutz kann ihnen nichts anhaben. Alles weitere erklärt die Wikipedia.

Was wirklich beeindruck ist, dass diese Nabe eigentlich erst nach 100.000km gewartet werden muss. Ansonsten nur hin und wieder ein Ölwechsel (kein Witz).

Die ersten Kilometer war ich irritiert, da die Treter im Freilauf leicht mitliefen. Dann las ich, dass das normal sei und sich die Nabe erst einlaufen muss. Stimmt – das ist kein Thema mehr. Mein Eindruck ist auch, dass die Reibung im Vergleich zur Kette wirklich vernachlässigbar ist. Die Abstufung der Gänge und Reichweite ist für die Stadt mehr als ausreichend. Ich nutze nur Gang 7,9,11,12,13. Mehr bräuchte ich nicht in der Stadt. Fast nervt das viele Schalten.

Der Schaltgriff erinnert mich an meine Grip-Shifts. Das ist lange her… Am Anfang fand ich den Griff ganz gut. Nun im Winter mit Handschuhen ist es weniger optimal, da man leicht durchrutscht. Ein Hebel wäre besser. Qualitativ ist aber auch hier alle top: Absolut Wetterfest, Edelstahlzüge wartungsfrei. Und die Schaltung rastet sehr sauber, nicht wie bei den alten Torpedo 3-Gang, mit Getriebesalat.

Das T900 hat einen Chainglide-Kettenschutz. Ich habe ihn nach ein paar Runden abmontiert, um ihn dann doch wieder dranzuschrauben, da die Reibung wirklich nicht wild ist und die Kette selbst bei Schmutz und Regen sauber bleibt. Nachteil des Ganzen ist, dass ein Kettenspanner nicht in Frage kommt. Die Kette gar nicht nachspannen zu müssen wäre ein Gewinn. Aber dann müsste man sie wahrscheinlich um so öfter reinigen, denn der Schutz würde fehlen. Ein Kompromiss.

Bremsen

Es wurden Magura HS11 verbaut. Ich bevorzuge Magura vor V-Brakes und Disks. Lieber als V-Brakes allein schon weil Seilzüge im Winter einfrieren, lieber als Disks, da sie leichter sind und nicht so teuer in der Wartung. An meinem anderen Rad fahre ich sie schon seit mehr als 13 Jahren ohne Ärger.

Weitere Komponenten

wie Schutzbleche, Gepäckträger, Sattel, Lenker – alles wirklich hochwertig:

Lichtanlage Das T900 hat vorne einen Nabendynamo (Shimano Nabendynamo DH-3N80) und LED-Beleuchtung (B&M Lumotec IQ Cyo RT Senso Plus, 60 LUX LED mit Tagfahrlicht, Sensor und Standlicht). Das mit dem Sensor habe ich nie verstanden. Vielleicht kann mir jemand erklären was der sehen soll, denn lichtempfindlich ist der nicht. Aber das Licht ist wirklich hell. Den Dynamo merke ich, kostet mich so 0.5 – 1km/h aber das ist es wert.

Review, 4.000km:

• Die Kette (KMC Z-610RB Anti-Rost) war nach 3.000km mehr als durch. Das überraschte mich, denn sie wurde nie schmutzig und war nur wegen der Länge durch. Hätte ich die Rohloff-Lehre früher gekauft, hätte ich sie vermutlich nach 2.000km ausgetauscht. Ich habe mich für eine Connex 8sX entschieden. Ich fahre sie nun 700km und musste sie erst einmal spannen. Scheint länger zu halten.
• Die Schaltung geht etwas schwer. Ich habe dann bemerkt, dass der Seilzug nicht zu locker, sondern zu fest gespannt war.
• Die Bremsbacken hinten sind unten. Ebenso ist die Felge wohl durch, denn die Rille, die mir verrät, wann die Felge durchgebremst ist, ist nicht mehr vorhanden. Das ist schade, denn eine neue Felge mit Einspeichen wird nicht billig. Schade auch um die Speichen (Niro Doppeldickend 2mm), denn sie machen einen stabilen Eindruck. Ob ich die einfach weiterverwenden soll? Ich werde die Felge wohl noch ein wenig fahren, zumindest durch den Winter – allerdings nicht zu lange. Bei meinem Mountain-Bike hat sich mal beim Bremsen der Rand abgelöst. Da hatte ich zu lange gewartet.
• Die Reifen, Schwalbe Marathons, sind noch ok. Das sind wirklich Wunderreifen. Kein Platten, super Laufleistung.

Weitere Updates gibt es hier.

Und hier noch ein Update mit den Ersatzteilen zum Nachschlagen: Ersatzteile.